Nehme ich das zu ernst?

Wegen der Corona-Pandemie sind viele Musikschullehrer auf den digitalen Unterreicht umgestiegen. Ich habe während dieser Pandemie auch einen positiven Aspekt entdeckt. Anfangs gingen Audio-Aufnahmen vom Üben zu Hause hin und her, weil sich einige meiner Schüler so entschieden hatten. Später merkte ich, welch Potenzial in diesen Hörbeispielen steckt. Es hat ein wenig gedauert, bis sich herumgesprochen hatte, dass es um kein ausgefeiltes Konzert geht. Im Mittelpunkt stehen die Übezeiteinteilung und das Erkennen von anspruchsvollen Stellen, um diese dann kreativ und analytisch zu verbessern. Der beste Effekt entsteht, wenn die Schüler*innen mit dem Drücken der Recordtaste gleich wieder vergessen, dass sie ihre Übe-Session aufnehmen. Ein paar Schüler fanden den Aufwand, sich einmal in der Woche mit ihrem Hobby auseinanderzusetzen (inklusive Aufnahme) zu groß und warfen das Handtuch. Für alle anderen nehme ich mir regelmäßig Zeit (Hören – Kommentieren – schriftlich oder mit Audio- oder Videoaufnahmen). In den Präsenzstunden üben wir weiter.  Besucher meiner Webseite bezahlen für diesen Service (verschiedene Instrumente). Für meine Schüler ist dieser Mehrwert gratis.

Inzwischen sieht die Realität anders aus. Die Aufnahmen sind rar geworden. Spürbare Fortschritte auch. Da ich sinnvolles und kreatives Üben für unabdingbar halte, lehne ich es ab, die gesamte Beschäftigung mit dem jeweiligen Stück auf die Unterrichtsstunde zu verlagern. Da gemeinsames Kaffeetrinken nicht infrage kommt, greife ich nun auf meine Etüden-Bibliothek zurück (immer noch mit kreativem Einsatz). Das übliche In-der Stunde-Vom-Blatt-Musizieren wird in der nächsten Zeit nicht stattfinden.

Nehme ich das zu ernst?